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Die Hirten




Wir hatten unsere Hütten, unsere Herde,
die Weide, die am Berghang lag,
wir hatten diese alte, gute Erde
und manchen schönen, manchen bitteren Tag.

Was war es nur, das in den Nächten quälte
und unruhvoll uns manchen Tag befiel,
als ob der Engel einer sich uns wählte
- ein Engel wie aus dem Prophetenspiel?

Als ob ein solcher Engel mit uns ränge,
um uns vom Widerstehen zu befrein.
Und wie kam unser Herz da ins Gedränge,
geänstigt, fremd und wie noch nie allein.

Dann wieder kamen Tagen, so wie immer
die Tage sind, die wir seit je gesehn,
die Tage, niemals besser und nie schlimmer,
die Tage, die so kommen und vergehn.

Wir hatten unsere Hütten, unsere Herden,
wir wachten Tag und Nacht und nichts geschah,
nichts als die gleichen Sorgen und Beschwerden,
Und doch, dann wieder plötzlich war es da.

Und eine Nacht – oh diese Nacht der Nächte!
- da wurde alle Finsternis zu Licht,
wie aus dem tiefsten aller Brunneschächte
sprang das herauf und schoß uns ins Gesicht.

Wir lagen wie geblendet bei der Herde,
die da in Wahnsinnsangst die Flucht ergriff,
wir preßten unser Antlitz an die Erde,
so voller Furcht, daß sie kein Herz begriff.

Dann aber waren Stimmen da und sangen
und hoben uns Geschlagene ins Licht.
Und wie die Stimmen uns zu hören zwangen,
hörten wir zitternd: Fürchtet euch doch nicht!

Dies war die Stunde. Unser ganzes Leben
hatte mit einmal einen neuen Sinn.
Wir brachen furchtlos auf. Uns war das Heil gegeben.
Ein kleines Kind im Stall war der Beginn.

Franz A. Hoyer

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